Home
Elefantenleben
Dierenpark Emmen
Thüringer Zoopark
Bestand
1960 bis 2005
2005 bis 2010
ab 2010
weitere Zoos
Elefantenschicksale
Beobachtungen
Aktuelles
Über Aishu/Kontakt
Gästebuch
Quellen
     
 


Im Thüringer Zoopark werden seit 1960 Elefanten gehalten. Als erstes Tiere zog am 28.07.1960 die afrikanische Elefantenkuh Marina in ein provisorisches Gehege ein. Wenn man den Geschichten glauben darf, wurde sie jeden Morgen vom Wirtschaftshof auf öffentlichen Wegen in ihr Außengehege geführt.
Bis zum Aufbau einer länger zusammen lebenden Gruppe sollte jedoch noch sehr viel Zeit vergehen. In den Jahren 1963 bis 1965 kamen dann die asiatischen Elefantenkühe Olympia, Jenny, Karla und Kandy hinzu, die jedoch teilweise nur kurzzeitig im Thüringer Zoopark lebten (siehe Bestand).

Auch ein asiatischer Elefantenbulle (Assam; geb. 1960) kam im Jahr 1962 auf dem Roten Berg, wie der Thüringer Zoopark im Volksmund genannt wird. Bereits am 14.05.1970 wurde er jedoch eingeschläfert, da er in dieser Haltung eine Gefahr für Pfleger und wahrscheinlich auch für Besucher war.

Im Juni 1974 kamen dann die asiatischen Elefantenkühe Sita und Bombay sowie die drei dreijährige afrikanische Elefantenkälber Mondula, Aja und Safari hinzu.

Gemeinsam mit Marina prägten die drei Afrikaner dann über Jahre das Leben in der von 1963 bis 1984 errichteten Elefantenanlage. Nebenstehend v. l. n. r. Mondula, Marina, Aja und Safari beim Training im Jahr 1997.




Betrachtet man die Bauzeit, so war diese Anlage,  ein "Jahrhundertprojekt". Noch im Jahr 1963 wurde die Elefantenaußenanlage übergeben und im Jahr 1967 begann der Bau des Elefantenhauses. Nach Errichtung des Rohbaus ruhte das Baugeschehen über mehrere Jahre. In den folgenden Jahren legte also zweimal täglich eine Gruppe mit zwei bis acht Elefanten den Weg zwischen Außenanlage und Elefantenhaus quer durch den Zoo zurück. Wahrscheinlich zogen die Elefanten erst 1979 in das Haus ein. Entsprechend der damaligen Vorstellung von Elefantenhaltung standen die Elefanten nachts an Ketten auf einem Podest hinter einem Graben. Noch heute stehen die Tiere vor den gefliesten Wänden, einem Zeugnis der damals üblichen Badezimmerarchitektur.

Erst im Jahr 1984 wurde das komplette Haus, gebaut für Elefanten, Nashörner, Nachttiere, verschiedene Vogelarten und Reptilien, übergeben. Später zog man noch eine Empore mit weiteren Terrarien ein. Dieser Bau soll zur Zeit der Eröffnung eines der größten Tierhäuser der DDR gewesen sein, seine Nachttierabteilung einmalig im Verbund der sozialistischen Länder. Das Haus wird noch heute genutzt.

Gehalten im direkten Kontakt mussten die Tiere nicht nur Kommandos ausführen, sie mussten "aufs Wort" gehorchen. Fast ununterbrochen waren während des Tages Pfleger in der Anlage, wie das heute z. B. im Tierpark Hagenbeck noch der Fall ist. Dabei sollte man aber nicht unerwähnt lassen, dass diese Art von Gehorsam, auch wenn man das nicht immer sieht, doch grundsätzlich mit Gewalt gegen die Tiere verbunden ist. Bis in die 90er Jahre drehten die Elefanten unter Aufsicht der Pfleger Rüssel am Schwanz ihre Runden durch das Gehege. Unterbrochen von "lift" (ein Bein anheben), "down" (auf dem Bauch legen) und "lie down" (auf die Seite legen), haben sie so Kilometer um Kilometer in ihrem kleinen Gehege zurückgelegt. Wurde dem Pfleger das Kommando nicht exakt genug ausgeführt, gab es Schläge mit dem Elefantenhacken. Setzte der Pfleger den Hacken richtig (vielleicht aber auch unglücklich) an, trieb er die seitliche Spitze in die Haut und eine gut sichtbare blutende Wunde blieb zurück. Das Füttern war nicht wie in der Natur nur Nahrungsaufnahme und damit Beschäftigung, sondern in erster Linie eine Gehorsamsübung. Jedem wurde sein Futter zugeteilt. Es musste unberührt vor den Tieren stehen bleiben, bis der Pfleger das Fressen erlaubte und war dann innerhalb von wenigen Minuten verschlungen.

Der damalige Chefpfleger war das unumstrittene Alphatier in der Elefantengruppe. Dabei setzte er auch die inzwischen zur Leitkuh avancierte Marina geschickt ein, um seinen Rang in der Gruppe zu sichern. Zwischen dem Pfleger und dem Tier bestand sicher eine innige Beziehung, was Marina aber andererseits auch den Kontakt zu anderen Elefanten erschwerte. Später dann war sie in der tiergerechteren Haltungsform ein Einzelgänger.

Die Tiere hatten aber trotz aller Unterordnung, die von ihnen verlangt wurde, im Vergleich zu anderen Zooelefanten aber auch viele Freiheiten. So wurden sie früher regelmäßig zum Baden an einen neben Baggersee geführt. Sie gingen auch über eineweite Strecke immer mal wieder zum Wiegen zu einer LKW-Waage in den nahegelegenen Erfurter Ortsteil Gispersleben. Gemeinsam mit ihren Pflegern durften sie auch bis über das Jahr 2000 hinaus durch das weite, den Thüringer Zoopark umschließenden Gelände, streifen und dort selber ihr Futter suchen. Bei einem dieser Spaziergänge wurde dieses Foto für eine Postkarte des Thüringer Zooparks aufgenommen.

Für manchen klingt das wahrscheinlich sehr idyllisch und für die Tiere waren diese Stunden sicher auch ein Leben fast wie in Freiheit. Betrachtet man jedoch den Sicherheitsaspekt, waren diese Spaziergänge eigentlich immer ein Himmelfahrtskommando für alle beteiligten Menschen. Ich persönlich bin im Nachbarort aufgewachsen und hatte, obwohl ich Elefanten liebe, immer Angst, einmal allein den Elefanten zu begegnen. Bis in die 90er Jahre gab es bei diesen Spaziergängen keine "öffentlich gewordenen" Probleme.

Die vier inzwischen erwachsenen Elefantenkühe Marina, Monula, Aja und Safari lebten mehr oder weniger einträchtig nebeneinander.

Bauliche Veränderungen gab es mit dem Auszug der Nashörner in die neue Anlage im Jahr 1997. Die Innenanlage der Elefanten wurde in Boxen unterteilt, so dass das Anketten der Tiere nur noch kurzzeitig als Training erfolgte.

Doch die "Idylle" währte nicht mehr lange. Ob Mondula nun meinte, sie wäre stark genug, die inzwischen 39-jährige Marina als Leitkuh abzulösen oder ob sie gegen die Gewalt der Pfleger rebellierten wollte, sie verweigerte am 1.10.1997 auf einem der erwähnten Spaziergänge ihrem langjährigen Pfleger den Gehorsam. Sie jagte ihn durchs Gelände, wo er sich hinter einem Hänger in Sicherheit bringen konnte. Es gelang ihm dann aber doch, die Gruppe zurück in den Zoo zu bringen. Und man sollte es nicht glauben, die Spaziergänge gingen noch viele Jahre weiter, wenn auch später ohne Mondula. Sie lebte noch bis zum Frühjahr 1998 in der Anlage, in der ein geschützter Kontakt mit ihr jedoch nicht möglich war. Die Pfleger gingen weiterhin in ihr Gehege, wobei sie aber darauf verzichteten, Mondula mit Kommandos zu einer Tätigkeit zu bewegen. Aber auch ohne Kommandos nährte sich Mondula (z.B. am 26.12.1997, als Marina auf Kommando Äste aus dem Badebecken heben sollte) den Pfleger, wenn andere Elefanten gerufen worden. Sie wusste ja, das bestimmte Tätigkeiten mit Futter belohnt werden. Das sie dabei keinen erneuten Angriff gestartet hat, ist wohl nicht nur mit dem Können der Pfleger sondern auch mit Glück zu erklären. Erst im März 1998 verließ sie den Zoopark in Richtung Blair Drummond (Schottland), wo sie noch heute im Safaripark lebt.

Die ständige Gefahr eines weiteren Angriffs eines Elefanten auf einen Pfleger war wahrscheinlich auch der Zooleitung bewusst. Mit dem Einsatz eines neuen Revierleiters zog ein anderes Haltungskonzept in die Erfurter Anlage ein. Die Tiere mussten zwar immer noch gehorchen, aber der "militärischen Drill" gehörte nun der Vergangenheit an. Was bliebt, waren die Trainingseinheiten beim Verlassen bzw. Betreten des Elefantenhauses und vor den Schaufütterungen für die Besucher. Die Kommandos mussten aber immer noch exakt ausgeführt werden. Was exakt war bestimmte der Pfleger. Die majestätischen Tiere wurden herabgewürdigt, indem sie weiter Rüssel an Schwanz ihre Runden drehen mussten. Keine zwei Minuten brauchte Aja, um bei einer Schaufütterung ihre Gemüsekiste zu leeren. Man machte sich nicht einmal die Mühe, die teilweise riesigen Möhren klein zu schneiden. Aber abgesehen von den eingeschobenen Gehorsamsübungen, hatten die Tiere nun mehr Freiheiten. Sie konnten über weite Teile des Tages als Gruppe ihr Leben selbst bestimmen. Nur selten setzte sich ein Pfleger in die Anlage und das auch nur, um die Tiere zu beobachten. Später geschah auch das von außen.

Elefanten im allgemeinen und Aja im besonderen reagierten auf Veränderungen sehr stark. Schon in jungen Jahren soll Aja bei Veränderungen in der Gruppe ein sehr auffälliges Verhalten gezeigt haben. Und so war es dann auch nach dem Umzug von Mondula. Man versuchte sie unter Kontrolle zu halten, indem man sie Mitte 1998 von den anderen Elefanten isolierte, so gut das in der Enge des Erfurter Geheges überhaupt möglich war. Dadurch sollte wieder ein engerer Kontakt zu den Pflegern erreichen werden. Man sperrte sie nachts separat in eine Box und tagsüber überwiegend in den durch mehrere Stromdrähte abgesperrten rechten Teil der Außenanlage (ehemals Nashörner). Erreicht hat man damit aber das Gegenteil. Der Widerstand gegen die Pfleger lies nicht nach und für Aja begann ein Leben in Isolation mit noch weniger Sozialkontakte als zuvor. Sie stand bis zu 22 Stunden getrennt von den anderen Tieren. Wenn sie in dieser Zeit nicht fraß, stand sie draußen überwiegend (oft mehr als die Hälfte der Beobachtungszeit) webend in der Nähe von einer der drei Türen zum Elefantenhaus. Obwohl die Anlage schon damals nicht mehr den Anforderungen an Elefantenhaltung entsprach, wollte man durch den Import zweier Jungelefanten im Jahr 1999 nicht nur die Attraktivität der Gruppe steigern, sondern auch die gespaltene Gruppe wieder kitten. So zumindest hat es der damalige Direktor des Thüringer Zooparks verkündet. Letzteres gelang jedoch nicht.

    Nicht nur wegen Aja war der Kauf der "Tulielefanten" Csami und Seronga eine sehr umstrittene Angelegenheit.
Dieser Elefantenkauf wurde zum Medienereignis, obwohl er eigentlich ganz "normal" ablief. Das soll nicht heißen, dass ich diese Normalität billige, aber diese Normalität war seit mehreren tausend Jahren im Umgang mit Elefanten üblich und leider praktizieren andere Zoos diese "Normalität" noch heute. Das Besondere im Jahr 1998: Tierschützer hatten in einem Camp in Südafrika gesehen, wie kleine Elefanten eingebrochen und damit auf das Leben im direkten Kontakt in einem Zoo vorbereitet werden. In Büchern, wie "Das große Elefantenbuch"  von Prof. Fred Kurt (leider vergriffen) oder "Elefanten - MEIN LEBEN" von Karl Kock wurde dieses Vorgehen schon vor Jahren beschrieben, aber lesen und selber erleben ist eben auch für manchen Tierschützer ein riesiger Unterschied. Auf der Startseite ist dieses Vorgehen schon seit "Aishus" ersten Tagen beschrieben. Gegen das "Einbrechen" und dafür, dass mit Elefanten im Zoo gezüchtet wird und die weiblichen Tiere ohne den Schock der Trennung von der Mutter gemeinsam in einem Gehege leben können, setze ich mich mit dieser Internetseite ein. Nur tote weibliche Tiere oder ganze aber die ganze Familie darf ein Elefantengehege verlassen.

Am 14.01.1999 erreichten die beiden afrikanischen Elefantenkälber Seronga und Csami den Roten Berg.

Die sozialen Konflikte zwischen Aja und den anderen Elefanten blieben jedoch bestehen. Sie sonderte sich immer mehr ab. Anfangs versuchte man die nun aus fünf Tieren bestehende Gruppe stundenweise zusammen zu lassen. In dieser Zeit bemühte sich besonders Csami um Kontakt zu Aja, wobei es oft zu heftigen Abwehrreaktionen durch Aja kam.

Einzig für Safari war die Ankunft der beiden Tulielefanten, Csami und Seronga, wahrscheinlich wie ein Segen. Sie interessierte sich sofort für die beiden Kleinen und hat besonders zu Seronga einen sehr engen Kontakt aufgebaut. Trotz der sich immer weiter verschärfender Probleme zwischen Aja und den anderen Elefanten als auch zwischen ihr und den Pflegern wurden die Elefanten unter den unzumutbaren Bedingungen über den Jahrtausendwechsel hinaus im Thüringer Zoopark gehalten.

Anstelle eines Neubaus für die fünf Elefanten wurde als erstes Großprojekt nach der Wende für das Thüringer Wappentier, den Löwen, gebaut. Baubeginn war 2000. Nun haben natürlich auch Löwen Anspruch auf eine artgerechte Haltung. Man hätte aber vielleicht doch zuerst für die Elefanten bauen sollen, denn im Thüringer Zoopark lebte zu dieser Zeit nur noch ein altersschwacher Löwe. Und wie von mir von Anfang an vermutet, erlebte er die Eröffnung der Anlage nicht.

Zu den wenige bauliche Veränderungen in der Elefantenanlage zählte die Errichtung eines Sonnensegels in der Außennalage, die Umwandlung des kleinen tiefen Badebeckens mit seiner steilen Treppe in eine flache Betonkuhle, die dann manchmal einem grünen Tümpel glich.

Am 30.07.2003 verstarb die Elefantenkuh Marina an "Altersschwäche", was die Konflikte in der Gruppe keineswegs verringerte.

Neben den Schaufütterungen für die Besucher kam es schrittweise zu einer Wandlung der Fütterung von der Gehorsamsübung zur Beschäftigung für die Tiere. Wo noch vor Jahren behauptet wurde, das man afrikanische Elefanten in der Außenanlage nicht allein fressen lassen kann, wurde nun immer öfter Futter verteilt.

Die Löwenanlage wurde erst im Jahr 2005 eröffnet. In diesem Jahr kam es auch zu einem Umdenken in Sachen Elefantenhaltung in Erfurt.

 
     
Top